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Montag, 23. April 2012

Toiletten-Kultur-online

Toiletten-Kultur-online

Die Toilette (von frz. toile ,Tuch’), auch Abort, Klo(sett) (von frz. Closet), Latrine, 00 oder WC (von engl. water closet ,Wasserklosett’) ist eine sanitäre Vorrichtung zur Aufnahme von Körperausscheidungen (insbesondere Kot und Urin). Daneben wird der Raum, in dem sich eine solche Vorrichtung befindet, ebenfalls Toilette genannt.




Der Begriff Toilette leitet sich vom französischen toile, toilette ab, dem Tuch bzw. kleinem Tuch, mit dem man sich für seine Notdurft von der Umgebung abschirmte. Andere – zumeist scherzhafte und/oder veraltete/veraltende – Bezeichnungen für diesen (kleinen) Raum sind der Lokus (von lat. locus necessitatis „Ort der Notdurft“), die Latrine (lat. lavare „sich baden/waschen“), das Privé (franz. privé „vertraulich, privat“), die Retirade (lat.-ital.-franz. „Ort des Rückzugs“), der Abtritt (eine Variante des Austretens), der Abort oder auch das stille Örtchen. Vulgärbezeichnungen sind Scheißhaus, Schlotte – eigentlich ein Hohlraum in wasserlöslichem Gestein – oder besonders im Militärjargon Donnerbalken, in Österreich und Bayern auch Häusl. Früher übliche Begriffe waren Haymlichkeit (auch Heimlichkeit) oder haymlich Gemach (auch heimliches Gemach) oder Dansker (auch Danzker, Danziger). Alle diese Worte zeigen das hohe Schamgefühl gegenüber dem vielleicht intimsten Thema sowie den Wunsch nach dem Alleinsein und sind damit Euphemismen, die sich aus Dingen der Umgebung der Toilette ableiten lassen; keines meint in seinem Ursprung die Schüssel selbst.
Hinweisschilder an Toiletten tragen oft die Aufschrift 00 oder 0. Das ergab sich, weil in Hotels im 19. Jahrhundert diese Räume in einer Etage, und zwar üblicherweise in der Nähe des Aufzugs oder des Treppenhauses lagen. Da dort ebenfalls die Nummerierung der Zimmer begann, trugen die Toilettenräume die Zimmernummer 0 bzw. 00.

Die Existenz von Latrinen war oft für die am Ort vorhandenen Gerber wichtig, weil sie das aus dem Urin gewonnene Ammoniak zum Gerben verwandten.
Gut ausgebaute Abortanlagen gab es bereits um 2800 v. Chr. in Mesopotamien. In den Städten des Altertums mündeten die Abflüsse in die großen Abwasserkanäle, die sogenannten Kloaken. Die bekannteste war die Cloaca Maxima in Rom. Die Römer besaßen auch WCs, Latrinen, bei denen die Fäkalien hygienischer durch fließendes Wasser entfernt wurden, insbesondere in öffentlichen Anlagen, Häusern der Reichen und in villae rusticae (Landhäusern von Großgrundbesitzern).[1] Diese Technologie ging mit dem Ende des Römischen Reiches verloren.
Im Mittelalter gab es in isoliert stehenden Gebäuden, etwa Burgen oder Klöstern, Toiletten in Form von Nischen und Erkern (Aborterker), die oft einfach ins Freie führten. Im städtischen Bereich wurden Toiletten in der Regel als Sickergruben angelegt.
Auch in großzügigen Schloss- und Palaisbauten des 17. und 18. Jahrhunderts war die Beseitigung der Abwässer und Fäkalien noch ungelöst. Die unzureichende Ausstattung hatte zur Folge, dass für die Notdurft ohne Hemmungen Korridore, Flure, Raumecken, Eingänge und Durchfahrten sowie Höfe, Gärten und Parkanlagen benutzt wurden und ein penetranter Geruch die Schlösser durchzog. Die Abwässer wurden in Gräben, Gewässer oder Kanäle geleitet (→ Necessarium) oder sie versickerten einfach im Boden. Die Anlage von Sammelrohren wurde zwar angestrebt, aber kaum durchgeführt. Die Hauswasserversorgung erfolgte meist durch hauseigene Pumpen, Schöpf- und Ziehbrunnen, mit der Gefahr der Verseuchung durch ungeklärte Abwässer. Schlafgemächer und Kabinette waren mit tragbaren Leibstühlen oder kleinen Lavoirs ausgestattet.
Im Jahr 1596 erfand Sir John Harington das Wasserklosett, seine Erfindung geriet aber wieder in Vergessenheit. 1775 erhielt der englische Erfinder Alexander Cummings das Patent für seine Ausführung eines Wasserklosetts. 1777 erhielt Samuel Prosser ein Patent für ein 'plunger closet'. Ein Jahr später entwickelte Joseph Bramah einen Toilettentyp, der häufig auf Schiffen und Booten eingebaut wurde. [2] Gazeneuve et Companie erfand in Paris zu Beginn des 19. Jahrhunderts den geruchlosen beweglichen Abtritt, der viel zu einem verbesserten Wohnwert beitrug. Er verbreitete sich rasch und beschäftigte unter anderem den Münchner Architekten Leo von Klenze, der diese technische Innovation 1822 im neu erbauten Palais Leuchtenberg installierte.
Wo in Deutschland die erste Toilette mit Wasserspülung installiert wurde, ist strittig. Bekannt ist, dass im Schloss Ehrenburg in Coburg 1860 eine installiert wurde. Sie wurde damals für Queen Victoria, die dort häufig zu Gast war, eigens aus England importiert. Älter ist das WC im Schloss Bad Homburg. Die Ehefrau von Landgraf Friedrich Josef VI., Elisabeth, eine Tochter des englischen Königs Georg III., ließ bereits 1820 eine Toilette mit Wasserspülung bauen. Diese ist nicht mehr erhalten, da sie späteren Renovierungen zum Opfer gefallen ist.
Als Schutzpatron der Latrinenreiniger gilt Papst Julius I.
Besonders für das Mittelalter und die frühe Neuzeit sind Latrinen wichtige archäologische Quellen, da außer den Exkrementen auch andere Abfälle in die Gruben gelangten und die Erhaltungsbedingungen für organisches Material wegen des Sauerstoffmangels und dadurch fehlender Oxidations- und Gärprozesse dort meist gut sind.

Typen




WC-Flachspülbecken mit nicht wassersparendem Spülsystem, stehend


Toilettenhäuschen in Berlin, umgangssprachlich Café Achteck


Frei stehende Latrine (El Salvador)

Porzellanstandardbecken

Am weitesten verbreitet ist WC aus Porzellan mit Toilettenspülung und Kanalisation. Hierbei gibt es drei Hauptbauarten:

Tiefspüler

Sitzklo, bei dem die Ausscheidungen in das Wasser eines Siphons fallen, der sich unter dem Gesäß des Benutzers befindet. Dadurch ist die Geruchsentwicklung gering, weil das Wasser den Kontakt der Exkremente mit der Raumluft verhindert. Ein Nachteil gegenüber dem Flachspüler ist jedoch, dass das Wasser oft an das Gesäß hochspritzt. Diese Form ist zum Beispiel in Nordamerika, Frankreich und England sowie zunehmend in Deutschland üblich. Eine Abwandlung des Spülsystems ist das Kaskaden-WC, der Ablauf zum Siphon ist hierbei hinten (wandseitig).[3] Der Spülvorgang unterscheidet sich bei europäischen und nordamerikanischen Toiletten: während in Europa das beim Spülen einlaufende Wasser die Exkremente wegtransportiert, wird in Nordamerika zunächst der Inhalt der Schüssel durch Sog entleert und dann wieder aufgefüllt. Der Wasserstand in europäischen Tiefspülern ist auch wesentlich niedriger als in Nordamerika.

Flachspüler

Sitzklo, bei dem sich unter dem Gesäß des Benutzers eine Art Stufe befindet, auf die die Ausscheidungen fallen. Die Ausscheidungen verschwinden erst beim Spülen über das Siphon in das Abwassersystem. So besteht die Möglichkeit, eine Stuhlprobe zu nehmen, wie es in Krankenhäusern und bei Ärzten sinnvoll ist. Der größte Nachteile dieser Bauart ist die starke Geruchsentwicklung, weswegen öffentliche und private Toiletten seit den Neunzigern auf Tiefspüler umgerüstet wurden und werden. Der Ablauf zum Siphon ist beim Flachspüler vorne (zur Raummitte).

Hocktoilette

bei einer Hocktoilette (manchmal auch Stehtoilette genannt) sitzt der Benutzer auf keiner Schüssel, sondern befindet sich in Hocke. Die Toilette kann dabei ein einfaches Loch oder eine Rinne im Boden sein, inzwischen gibt es aber auch größere, beckenähnliche Konstruktionen. Da kein Kontakt entsteht, werden Hocktoiletten oftmals als besonders hygienisch angesehen, für Unerfahrene ist die Benutzung aber durchaus schwierig. Hocktoiletten sind in Asien, Südeuropa und islamischen Ländern verbreitet.



Hockklo an einer französischen Autobahntankstelle

In vielen europäischen Ländern, aber auch z. B. in Japan haben sich heute Toiletten durchgesetzt, bei denen wahlweise mit viel oder mit wenig Wasser gespült werden kann („Spül-Stopp-Wasserspartechnik“, „Zwei-Mengen-Spülsystem“ o. ä.). In anderen Ländern, wie den USA, wo die Hersteller eher mit generell wassersparenden Toiletten experimentieren, sind Toilettenspülungen mit Wahlschalter noch kaum im Handel.

Quelle: Wikipedia

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